Die Energieverteiler stehen unter enormem Druck. Bei Netzausbau und CO2-Neutralität drängt die Zeit. Um die regenerativ, also sehr verteilt erzeugte Energie bis in die Steckdosen zu bringen, muss die Zahl der Umspannwerke schnell erheblich vervielfacht werden. Dabei sind die Vorgaben der IEC 61850 für Planende eine zusätzliche Herausforderung. Das alles braucht erhebliche personelle Ressourcen – oder Engineering Base (EB) von AUCOTEC.
Die Kooperations-Plattform EB deckt den gesamten Workflow des Engineerings für Umspannwerke ab; sie ist das einzige System weltweit, dass auch die Leittechnik-Definition nach IEC 61850 integriert. Und so können Planungsteams ebenso wie Betreiber das gigantische Projektvolumen meistern:
Von Single Line bis Maintenance: 50 Jahre in einem System
EB beginnt bereits beim Single-Line-Diagramm, wo die Engineeringprofis der Primärtechnik die Geräte festlegen – bisher in einem eigenen Tool. Anschließend geben sie eine Geräteliste oder ein DWG an die Sekundärtechnik, wo das SL-Diagramm nochmal aufgebaut werden muss. „Diese Doppelarbeit lässt sich sparen, wenn die Primärtechnik ebenfalls EB nutzt“, erklärt Michaela Imbusch, Produktmanagerin für den Bereich PTD. So kann die Sekundärtechnik in EB nahtlos die Detailplanung beginnen, sobald das erste Gerät definiert ist. Warten war gestern.
Aber EB geht noch weiter: „Damit schlagen wir auch eine Brücke von der Sekundär- in die Leittechnik. Ab 2024 ist nämlich die Leittechnik-Definition – normgerecht nach IEC 61850 – direkt in EB integriert. Das ist weltweit einmalig: alle Disziplinen auf einer gemeinsamen Datenbasis“, betont Imbusch. Als Single Source of Truth bringt die Engineering-Software alle relevanten Daten zu einem kompletten Anlagenzwilling zusammen und hält sie dort über den gesamten Lebenszyklus der Anlage stets konsistent und aktuell – das können 50 und mehr Jahre sein. Alle Disziplinen haben Zugriff auf das Datenmodell, jede Änderung ist sofort für jede und jeden sicht- und bearbeitbar. „Verlässliche Aktualität entsteht ohne warten, abstimmen oder manuelles Übertragen, also auch ohne die damit verbundenen Fehler“, betont die Produktmanagerin.
Als Zentrum allen Anlagenwissens hilft EB zudem der Wartung. Dank einfacher Rückspielmöglichkeiten von Änderungsdaten an EB – zum Beispiel per mobilem Gerät und Webservice jederzeit von überall – lässt sich der enorme Wert eines stets aktuellen As-built-Stands über das gesamte Anlagenleben leicht erhalten.
IEC 61850: Mehr Digitalisierung, mehr Bedeutung
So einzigartig wie EBs Durchgängigkeit ist auch seine Umsetzung der IEC 61850. Die Norm zur herstellerneutralen Beschreibung der Geräte in Umspannwerken und mit Vorgaben, wie diese Geräte kommunizieren dürfen, definiert quasi die DNA der Anlagen. Ganze Kongresse befassen sich nur mit ihr, Betreiberunternehmen bereitet sie einiges Kopfzerbrechen. Denn in den digitalen Umspannwerken der Zukunft, die zum Erreichen der Dekarbonisierungsziele schnell in großen Mengen zu planen sind, stehen statt Reihen von Schaltschränken vorwiegend Server. Datenbus-Systeme erledigen dann den Informationsaustausch vom Feld ins Leitsystem. So wird die IEC 61850 noch wichtiger.
Konsistenz entlastet
Von EB wird sie schon seit Jahren unterstützt. Bislang allerdings durch Integration des Substation Configuration Tools (SCT) vom AUCOTEC-Partner H&S. Mit der Vollintegration der Leittechnik-Definitionen ist die Anlagen-Konfiguration auf Basis der geforderten Substation Configuration Language SCL und das Generieren der normativen SCD-Files (Substation Configuration Description) direkt in EB möglich. Ohne XML-Aus- und Übergaben oder Tool-Abgleiche. „Die funktionalen Datenmodelle der Intelligent Electrical Devices (IED) sind direkt mit ihren Hardware-Modellen verknüpft“, erklärt Imbusch. Das ergibt eine einzigartige Konsistenz, beschleunigt Projekte und sorgt für zukunftssichere Archivierung der wertvollen Daten im genormten Format.
Zugleich wird die Systemlandschaft deutlich verschlankt und die IT entlastet. Diese Verknüpfung von Hard- und Softwarewelt ist auch für Projektleitende eine erhebliche Erleichterung. „Immer zu wissen, wo die Daten sind und sich auf ihre Aktualität verlassen können, das ist sonst alles andere als selbstverständlich“, so Michaela Imbusch.