„Es wäre Verschwendung, dieses Wissen nicht zu nutzen!"
Martin Imbusch begann seine Karriere als Kommunikationselektroniker für IBM. Seit 1991 arbeitet er bei AUCOTEC, wo er u. a. über 15 Jahre die Bereiche Projektdienstleistungen, Schulung und Maintenance verantwortete. In seinen Jahren als Produktmanager spezialisierte er sich auf Prozessautomation und Lösungen für die Wartungsunterstützung, wobei es zu seinen Aufgaben gehörte, die Innovationen zu definieren, die Industrie 4.0 auch für die Wartung Praxis werden lassen. Heute berät er als einer DER Anwendungsexperten in diesem Bereich zahlreiche AUCOTEC-Kunden weltweit.
Herr Imbusch, effiziente Maintenance-Unterstützung durch das Engineering-System ist schon lange einer Ihrer Schwerpunkte. Warum?
Weil aktuelle Dokumentationen nunmal die beste Grundlage für eine schnelle Ortung und Behebung von Fehlern in laufenden Anlagen sind. Jeder weiß, wie teuer Stillstände werden können. Aber sobald Maschinen und Anlagen ihr bestimmungsgemäßes „Leben“ beginnen, mit allen dazugehörigen Veränderungen, ist die ursprüngliche Dokumentation üblicherweise schnell überholt. Im besten Fall gibt es ein paar rote Markierungen auf Zeichnungen, doch welchen Stand die haben, ist kaum nachvollziehbar. Und natürlich sind Techniker in der Regel keine Experten für Engineering-Systeme.
Aber unsere datenbankbasierte Plattform Engineering Base (EB) kennt ja „ihre“ Anlage am besten, denn sie ist das System, mit dem die Anlage komplett entwickelt wurde. Es wäre eine enorme Ressourcen-Verschwendung, dieses Wissen nicht zu nutzen! Und zwar nicht nur für die Wartungsaufgaben selbst, sondern auch für deren Management.
Aber die Daten müssen dann ja aktuell gehalten werden. Wie geht das?
Wir haben eine Standard-App entwickelt, mit der ein Techniker jederzeit, ohne EB-Installation, online die kompletten Live-Daten seiner Wartungsmaßnahme vor Augen hat – keine Kopie eines bestimmten Stands, der ja doch nie wirklich aktuell sein kann. Wenn er dann in der Anlage Änderungen vornimmt, kann er einfach – wie früher auf Papier – mit dem Finger auf dem Tablet redlinen, wo er das getan hat und in ein Notizfeld eingeben, was genau er geändert hat. Die Informationen gehen unmittelbar an die Engineering-Abteilung, die sie prüft und die Dokumentation aktualisiert. Ohne Papier und Stift, ohne Datenübergaben ist alles in EB verfügbar. Zusätzlich lässt sich über die Fotofunktion des Tablets ein Bild des neuen Ist-Zustands machen und sie der Wartungsmaßnahme zuordnen.
Die Dokumentation bleibt also aktuell. Wie kann man die Daten noch nutzen?
Zum Beispiel lässt sich der komplette Wartungs-Ablauf über ein Statusnetz managen und verfolgen. Dafür werden zunächst in EB Maintenance-Aufgaben definiert. Die Techniker sehen in der App alle offenen Aufgaben und suchen sich ihre heraus. Sofort ist diese Aufgabe dem Mitarbeiter, der sie angenommen hat, zugeordnet; ihr Status lautet dann „in Bearbeitung“. Damit sind die Zuständigkeiten klar und das Management kann via EB die Fortschritte aller Maßnahmen jederzeit überblicken.
Und was hat der Techniker davon?
Nehmen wir das Beispiel einer Pumpenwartung. Der zuständige Techniker bekommt mit Annahme der Aufgabe automatisch sämtliche Informationen zu der Pumpe auf sein mobiles Gerät: P&IDs, evtl. dazugehörige Ventile, Worddateien, Wartungs-Checklisten etc. Dabei kann der Service-Experte sicher sein, dass diese Daten aktuell sind. Ist die Pumpe gewartet und sind alle Änderungen eingegeben, hakt er im Statusfeld „erledigt“ ab und muss nichts weiter tun. Die Engineering-Abteilung setzt dann die Informationen in EB um und definiert anschließend einen neuen Revisionsstand.
Ist das Statusnetz in EB festgelegt?
Nein, das kann jeder Nutzer frei definieren. Es lässt sich flexibel an jeden Workflow anpassen.
Kann jeder so eine Maintenance-App installieren?
Ja, jeder mit Webzugang. Das Zusammenspiel von EB und der App beruht auf Web-Standards. Je nach Sicherheitsstatus sind ggf. Zertifikate erforderlich, und damit ist die Unternehmens-IT gefragt. AUCOTEC steht aber bei Bedarf mit Beratung und Support jedem zur Seite und übernimmt auch die Installation und Konfiguration des Webservices.
Lässt sich das Ganze auch z. B. mit SAP verbinden, über das viele Unternehmen ihre Wartung organisieren?
Wir arbeiten gerade daran. In einem der nächsten Entwicklungsschritte wird EB die Wartungsintervalle automatisiert aus SAP Plant Maintenance (PM) oder anderen Systemen übernehmen können. Wer heute seine Maintenance-Aufgaben per SAP PM verwaltet, braucht ohnehin zusätzliche Informationen aus dem Engineeringsystem. Die technischen Anlagendaten aus SAP PM reichen den Monteuren in der Regel nicht. Eine enge Kopplung mit EBs Maintenance-App wird daher weitere Erleichterungen bringen.