Georg Hiebl, Produktmanager

© AUCOTEC AG

Schienenfahrzeugbau

Mit Individualität UND Standards zum optimalen Workflow

Georg Hiebl, Produktmanager für den Bereich Mobility, zu neuer Workflow-Effizienz im Schienenfahrzeugbau:

Mit der Mobility-Lösung in der kooperativen Plattform Engineering Base (EB) bietet AUCOTEC u. a. eine spezielle Variante für die Entwicklung der Fahrzeugelektrik und Verdrahtung von Schienenfahrzeugen.

Was ist bei Schienenfahrzeugen anders als bei der Bordnetzentwicklung z. B. von PKW?

Obwohl es durchaus Gemeinsamkeiten in der Entwicklung gibt, unterscheiden sich die Planungsansätze im Detail sehr stark. Individualisierung bedeutet in der PKW-Industrie, dass sich Kunden ihr Fahrzeug aus vorgegebenen Ausstattungsmerkmalen zusammenstellen können. Dafür ist ein Standard-„Baukasten“ ideal. Schienenfahrzeuge müssen dagegen vor allem auf Streckenanforderungen individuell angepasst werden. Gleichzeitig wird auch hier der Ruf  nach standardisierten Modulen immer lauter. Denn das Arbeiten mit einem „Baukasten“ verspricht eine schnelle und kostengünstige Fahrzeugentwicklung sowie eine deutlich reibungslosere Inbetriebnahme. Die Kunst im Schienenfahrzeugbau ist, diese beiden Anforderungen zum optimalen Workflow zu kombinieren, denn ein fertiger Baukasten wie für PKW funktioniert hier nicht.

Wie sieht denn in diesem Bereich der optimale Workflow aus?

Wir haben hier exemplarisch einen optimierten Workflow für die Schienenfahrzeugentwicklung zusammengestellt. Doch perfekt wird er erst, wenn ihn ein System unterstützt, das individuelle Anforderungen berücksichtigen kann und Abläufe nicht zwanghaft in eine starre Chronologie presst. Beim derzeitigen Kostendruck ist es wichtig, den Planungsprozess an die internen Abläufe anzupassen – nicht umgekehrt – und ihn in die IT-Umgebung zu integrieren.

Wichtig ist auch die Wiederverwendung von Funktionen – z. B. der Funktion „Beleuchtung“ die aus Steuerungen, Anzeigen und Leuchten besteht und in EB als ein Baustein gehalten werden kann.  Außerdem ist ein effizienter, transparenter Änderungsprozess unerlässlich, mit Disziplinen-übergreifend parallelem Engineering und einer nahtlosen Anbindung der Fertigung. Das alles sind grundsätzliche Ansätze zur Workflow-Optimierung.

Wie unterstützt AUCOTEC diesen Workflow?

Einmal natürlich mit den in der Beispielliste aufgeführten Funktionalitäten von  EB. Dazu kommt dessen  moderne Architektur, welche die Anpassung an Prozesse und nahtlose Anbindung an anderen Systemen perfekt unterstützt. EB und der eigens entwickelte Advanced Typical Manager (ATM) ermöglichen das zentrale Management eines beliebig erweiterbaren Grundbaukastens. Damit müssen z. B. einzelne Wagons nicht mehr individuell für jeden Zug gezeichnet werden, sondern entstehen aus der Konfiguration qualitätsgeprüfter Bausteine. Optionen werden als separate Teilschaltungen hinterlegt; das erspart die sonst notwendigen zahllosen Blattvarianten mit allen möglichen Options-Kombinationen.

Außerdem bietet EB ein hochentwickeltes Änderungsmanagement. Die vielen üblicherweise anfallenden Änderungen im Fahrzeugentwicklungs-Prozess sind gerade bei der Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen mit verschiedenen Tools eine große Herausforderung. Hier bewährt sich EBs Architektur. Alle Disziplinen arbeiten parallel, sogar simultan, auf einem gemeinsamen Datenmodell, das dadurch automatisch aktuell bleibt. Jeder kann in der „single source of truth“, dem Datenmodell in EB, seine disziplinspezifische Sicht ausarbeiten und dabei direkt auf den Daten der anderen Beteiligten aufbauen. Dabei bleibt jederzeit nachvollziehbar, was von wem geändert wurde. Besonders effizient ist die Arbeit direkt am Modell, in Listen oder generischen Sichten. So kann das aufwendige grafische Ändern von Plänen entfallen, denn verdrahtungsrichtige Pläne sind mit dem alphanumerischen Arbeiten nicht mehr zwingend notwendig. Sind dennoch Pläne gewünscht, so passen sie sich automatisch den geänderten Listendaten an. Das Datenmodell in EB sorgt dafür, dass sämtliche Änderungen, egal in welcher Ansicht vorgenommen, sich sofort in jeder weiteren Repräsentanz eines geänderten Objekts zeigen.

Was ist das Besondere an EB?

Das zentrale, disziplinübergreifende Datenmodell. Es ist nicht nur „single source of truth“ für die Entwicklungsingenieure, sondern auch für die individuell konfigurierbaren Fertigungslisten. Das ergibt eine ganz besonders durchgängige Datenkonsistenz. Außerdem profitiert die Integration in die unternehmenseigene IT-Welt von EBs zentraler Datenquelle. EB reduziert die Systemvielfalt und erhöht den Überblick. Zudem erlaubt die Fähigkeit zur standardisierten Server-Kommunikation einfache Schnittstellen zu ergänzenden Systemen auf Basis modernster Service-orientierter Architektur. Solche Systeme sind zum Beispiel 3D, ERP oder PLM.

EB stellt die Daten in den Mittelpunkt! Jeder am Engineeringprozess Beteiligte kann sie jederzeit nach Bedarf nutzen und bearbeiten. Das System passt sich dem Nutzer an, sein Workflow muss nicht für die Vorgaben eines Systems „verbogen“ werden. Das ist der Schlüssel zu optimierten Lösungen und Prozessen, die nur über die Flexibilität einer objektorientierten Plattform in diesem Ausmaß erreichbar sind.

Welche Praxis-Erfahrungen haben Sie mit der Schienenfahrzeug-Lösung?

Da gibt es einige. Kunden wie Kiepe Elektrik, Skoda Transportation, Solaris, Heiterblick oder der chinesische Schienenfahrzeugbauer CRRC erarbeiten ihre Projekte teilweise seit vielen Jahren mit Engineering Base. Dabei kann es von Kunde zu Kunde enorme Unterschiede in der Herangehensweise geben. Doch EB passt sich leicht jeder individuellen Anforderung an. Abgesehen von den genannten Effizienz-Garanten ist es genau diese Fähigkeit, die Anwender und ihren speziellen Workflow optimal unterstützt.

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